Es sind die kleinen Dinge Auch ein Zeichen meines steigenden Alters: Dass ich den Sperrmülltag gar nicht abwarten konnte und dann auch noch ganz ehrliche Freude dabei hatte, zuzusehen, wie die Leute all das Zeug, das sie nicht mehr brauchen, in die Presse werfen, dann drückt ein Sperrmüllmann auf den Knopf und dann KRKRRRZZZZCCHHH! wird alles zerquetscht. Bis mir dann auffiel, dass ausschließlich ältere Herren und kleine Kinder völlig fasziniert vor der Presse standen und da ich ja nun kein Kind mehr bin, weiß ich nun also auch, zu welcher Gruppe ich also gehöre. Wobei ich den Sperrmülltag auch überhaupt nicht gebraucht hätte, wie ich jetzt weiß, denn in Anbetracht dessen, dass mir schon auf dem Weg mein Badunterschrank abgeschwatzt wurde, könnte ich ihn Zukunft vielleicht auch einfach mit meinem Sperrmüll ein bisschen durch die Hood laufen. Ich glaube, Sperrmüllmann/frau-Sein macht ziemlich glücklich. Der Müll, mit dem man zu tun hat, stinkt nur marginal, nichts läuft aus und im Zweifelsfall können andere Leute das Zeug sogar noch gebrauchen.
Nicht im Bild: Wie ich ein paar Tage vorher im vermutlich schlechtesten koreanischen Restaurant Berlins war. Ich schreibe bewusst nicht, welches es war, aber sagen wir so: Wenn ihr davor stündet, würdet ihr es erkennen. Wenn man schon überhaupt erstmal überlegt, ob das wirklich offen oder nicht doch seit 15 Jahren vor sich hin verfällt, dann sollte man vermutlich einfach direkt umkehren. Bin ich trotzdem reingegangen? Natürlich! Schließlich hatte der Laden, in den ich ursprünglich wollte, ärgerlicherweise geschlossen und mein Magen ließ keine größeren Sprünge mehr zu. Und als ich erstmal den klebrigen Boden im Laden betreten hatte, kam ich ja auch nicht mehr so leicht weg! Klar ist es völlig abwegig und natürlich ist das positiver Rassismus, aber ich bis hierhin hatte ich gedacht, koreanische Restaurants seien immer tiptop und das Essen sowieso mindestens megageil, da könne man gar nichts falsch machen. Und dann kriegt man so einen kulinarischen Dämpfer, als hätte man einmal aus Versehen SPD gewählt, weil man dachte, man bekäme dann sozialdemokratische Politik. Ich bin ja kein Freund von so "Ahnungen", aber irgendwie merke ich in letzter Zeit öfter, dass ich gar nicht so schlecht fahren würde, wenn ich mich öfter mal auf mein Bauchgefühl verlassen würde. Auch wenn mich das Bauchgefühl "Hunger!!!!" diesmal ziemlich gelinkt hat.
Auch nicht im Bild: Wie hier um die Ecke gerade ein Dönerladen Jubiläum gefeiert hat und dazu einen Jubiläumsdöner angeboten hat, für 3,99 Euro. Und ich habe echt lang durchgehalten, da nicht zuzuschlagen, aber dann musste ich. Tja, was soll ich sagen? Göttlich. Es fühlte sich an, wie nach Hause kommen. Als würde sich plötzlich diese "Ach egal, hol ich eben noch schnell einen Döner, sind ja nur 4 Euro"-Tür wieder aufgehen. Vor der seit Putins Angriffskrieg so ein grimmiger 7-Euro-Mann stand, auf den ich ja mal gar keinen Bock habe. Okay, irgendwann sind viele auch wieder auf 6 Euro runtergegangen. Aber trotzdem! Bei 6 Euro bin ich plötzlich schon nicht mehr so ganz spontan. Und dann 3,99 Euro. So muss es sich angefühlen, wenn einem der Heiland erscheint. Allein schon für den Preis hätte ich vermutlich schon auf irgendwas Haariges beißen können, ich hätte immer noch eine stabile 7 gegeben. Kennt sich jemand mit den Dönerpreisen aus? Also den Spießen? Sind die wirklich so teuer geworden? Weil ich könnte wetten, der Dönerladen hat in den letzten vier Wochen während des Jubiläumsdöners viiiiiel mehr Döner verkauft als vorher. Hebt sich das auf? Oder macht er tatsächlich Miese, weil ja damit auch mehr Brot und Salat weggeht und so weiter. Beziehungsweise liegt es vermutlich auch an den Energiepreisen oder? Hoffentlich macht Robert Habeck bald ein Video dazu, ich halte es nicht mehr aus.
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Wie man Politikverdrossenheit lindert
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À propos Habeck: Die Folgen des Terroranschlags der Hamas auf Israel befördern gerade die dunkelsten Seiten der Menschen zutage. In Berlin rannten auf Wochenende sogar Leute mit Taliban-, Hisbollah-, al-Shabaab- oder Fatah-Fahnen herum, relativierten und leugneten mal wieder fröhlich den Holocaust und fragen sich dann, wieso man nicht auf ihrer Seite ist. Überall verfallen vermeintlich linke Leute in antisemitische Rhetorik und verbreiten plötzlich wieder längst überwunden geglaubte und ihrer Bildung eigentliche unwürdige Verschwörungsmythen rund um "die Juden". Wie gut es sich dem entsprechend anfühlte, als dann am Mittwoch das Habeck-Video online ging, indem er binnen zehn Minuten einordnete, wo sich Deutschland ideologisch in Bezug auf Israel befindet. Dass Israels Sicherheit schon der deutschen Geschichte wegen Staatsräson ist, dass Deutschland eben nicht Antisemitismus tolerieren darf und dass das dennoch nicht heißt, dass man kein Mitgefühl mit den zivilen Opfern in Gaza hat, sich einen Krieg wünscht oder ihn toll findet. Dass Gaza nichtsdestotrotz in den Händen einer Terrororganisation ist, deren Grundpfeiler es ist, die Zivilbevölkerung als menschlichen Schutzschild zu missbrauchen und deren einziges Ziel es ist, Israel zu vernichten, deren Opferzahlen unüberprüft zu teilen mindestens problematisch ist und die jetzt schon mehrmals bewiesen hat, dass sie die sozialen Medien als Propagandawerkzeug zu nutzen weiß, wie nur wenige und dass es dem entsprechend mindestens mit Vorsicht zu genießen ist, was man online so alles in die Timeline gespült bekommt. Wow, das war ausnahmsweise mal wunderbar deutlich und nichts als kanzlerwürdig. Spätestens seit den Corona-Ansprachen von Angela Merkel, nach denen quasi alle gelechzt haben, weil niemand in dieser absurden Situation so richtig wusste, was nun eigentlich Phase war, verstehe ich es nicht, wieso man als Bundeskanzler*in sich nicht ab und zu mal an die Bürgerinnen und Bürger des Landes wendet, um bestimmte Vorgänge oder Entscheidungen zu erklären. Dasselbe hatte Habeck ja schon einmal beim Thema Gaspreisbremse gemacht und es war super! Nicht, weil ich der große Fan der Grünen bin, sondern schon allein, weil sich mal jemand hinstellt, Verantwortung übernimmt und erklärt, warum etwas so und so gemacht wird. Es ist so ein minimaler Aufwand bei so viel Wirkung! Man muss sich ja nur einmal die Klickzahlen des Videos anschauen. Aber ja, was man eben an Aufwand einspart, braucht man gleichzeitig eben an Rückrat. Vielleicht erwarte ich da einfach zu viel von Olaf Scholz, dessen maßgebliche Kompetenz es ist, nichts zu sagen. Der sogar nur deshalb Kanzler geworden ist, weil die BILD Annalena Baerbock und Armin Laschet sich selbst demontiert hat, während er still daneben stand und dessen einzige Strategie es war, in kein Fettnäpchen zu treten. Wer so lebt, braucht eigentlich nicht mal eine Versicherung. Ich glaube aber leider auch, es ist vielen Leuten bei der Maulwurfartigkeit von Olaf Scholz gar nicht bewusst, was für katastrophale Entscheidungen unser Bundeskanzler in seiner Laufbahn schon getroffen hat und wie hart er in den Cum-Ex-Skandal, den größten Steuerbetrug der bundesdeutschen Geschichte, verstrickt ist. Das haben wir hier letztes Jahr mal aufgearbeitet.
In der New York Times gab's einen interessanten Artikel darüber, wie dramatisch unsere Realität mittlerweile von Fake News bestimmt wird. Darin stand zum Beispiel, dass schon einen Tag nach dem Hamas-Angriff auf Israel ein Viertel (!) aller in sozialen Netzwerken geteilten Artikel fake waren, nach dem angeblichen Angriff Israels auf das Krankenhaus in Gaza, der nie stattgefunden hat, war es sogar ein Drittel aller Artikel. Ich glaube, es ist den westlichen Staaten, womöglich den Geheimdiensten, aber keinesfalls den Regierungen, gar nicht bewusst, was für ein Verunsicherungs- und Eskalationspotenzial der info war auf social media mit sich bringt. Wenn ich allein sehe, was in puncto Israel und Gaza auf TikTok geteilt wird, dreht sich mir der Magen um. Auch deshalb, weil ich einfach nicht darauf klarkomme, wie viele Menschen alles Mögliche einfach unhinterfragt glauben. Ein Glück, dass Nancy Faeser nun endlich zur Vernunft gekommen ist und die Mittel für politische Bildung doch nicht kürzen will. Aber allein, dass sie es vorhatte, zeigt ja schon, dass die Bundesregierung keine Ahnung hat, wie wichtig Medienkompetenz und eine faktenbasierte Einordnung heutzutage ist.
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Auf TourFr, 03.11.2023 - Dessau (Tickets) Mo, 13.11.2023 - München (Tickets) Do, 30.11.2023 - Essen (Tickets) Fr, 01.12.2023 - Münster (Tickets) Sa, 02.12.2023 - Nordhorn (Tickets)
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Wie fake seid ihr?
Letztens kam ich mit einem Freund irgendwie darauf, dass ich irgendetwas auf Instagram gesehen und er meinte: "Ja ich auch!" und ich so: "Ach, du folgst dem auch!" und er: "Naja, nur mit meinem Fake Account." Und dann war ich so: "Wie fake account?" Und er: "Ja, als ob ich allen Leuten mit meinem echten Account folge! Das müssen ja nicht alle gleich wissen!" Und ich dachte: "Okay, Mr Robot, wer weiß, was für dubiosen Accounts du da folgen willst!" und beließ es dabei. Nur um kurz danach wieder bei einem Familientreffen zu hören, dass alle unter 35 wie selbstverständlich über ein Arsenal an fake accounts verfügen, mit denen sie online alle möglichen Leute stalken, die aber auf keinen Fall mitbekommen dürfen, dass sie gestalkt werden. Ist das normal? Bin ich wirklich der Einzige, der keine fake accounts benutzt? Also klar, mal schnell eine temporäre Mailadresse benutzen, wenn ich mich irgendwo anmelden muss, worauf ich eh keinen Bock habe, es aber mal ganz kurz brauche. Aber um mir den völlig egalen Content von Leuten anzugucken, die mich ja angeblich eh nicht interessieren, aber ohne dass sie merken, dass ich es bin? Creepy! Und ich kenne mich doch: Ich würde total durcheinander kommen mit meinen Accounts und dann würde ich Leuten mit meinen fake accounts irgendwas schreiben, das definitiv nur ich geschrieben haben könnte und dann fällt das ganze Lügengebäude in sich zusammen. Ich als Geheimagent, das geht einfach nicht. Wobei ich ja weiß, dass das unter den Kolleg*innen ziemlich verbreitet ist. Auch wenn ich es Quatsch finde. Insofern trotzdem mal ein Hallo an alle, die sich zum Mitlesen extra mit einer Fake-Mailadresse angemeldet haben. Vielleicht nur so viel: Habt ihr gar nicht nötig. Am sympathischsten sind doch eh immer immer die Leute, die ein bisschen Größe zeigen können (und sei es nur Interesse!) und auch einfach mal loben oder ein positives Wort dalassen, ohne gleich denken zu müssen, das wäre ein Zeichen von Schwäche oder uncool oder wenn man die oder denjenigen jetzt zu doll pusht, dann kriegt der oder die ja viel mehr Aufmerksamkeit als man selbst und solchen Blödsinn. Faustregel: Einfach mal für andere freuen können. Bringt deutlich mehr fürs Karma als verbittert hinterm fake account zu sitzen und sich zu ärgern, dass anderen auch mal was gelingt. Im Zweifelsfall freuen die Anderen sich dann nämlich auch, wenn's mal bei einem selbst läuft und manchmal zeige die das dann sogar auch.
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Heeme
Ja und dann war's tatsächlich so weit: Auftreten zu Hause. Also nicht bei meinen Eltern, aber zumindest in meiner Heimatstadt. Bei meinen Eltern war ich auch, aber da ist das größte Problem aktuell, dass mein Vater angezeigt wurde, weil er illegal Laub auf dem Grundstück gegenüber entsorgt hat (und wir lustigerweise, während er das erzählt hat, dabei zusehen konnten, wie ihr Nachbar gerade genau dasselbe tat). Ich weiß gar nicht mehr so richtig warum, aber irgendwie schien das für viele voll das Riesending zu sein, dass ausgerechnet ich in Dessau auftrete. Ja klar, hab ich da mitgespielt, aber doch nicht ernsthaft. Vielleicht lag es einfach daran, dass ich jetzt schon seit 15 Jahren so Zeug auf Bühnen mache und es bis dato noch nie geschafft habe, mal in meiner Heimat aufzutreten. Nicht mal in der Nähe. Was zumindest ich sogar ganz logisch fand, weil es ist halt Provinz und ich dachte: Ja, was soll ich denn da überhaupt machen und wer soll denn da auch kommen? Ich bin ja schließlich nicht Jochen von der Lippe oder so. Und je länger ich darauf gewartet habe, dass es sich womöglich lohnen könnte, mal in meiner Heimatstadt aufzutreten, desto mehr entstand daraus dieses Bild, dass es da irgendeinen schwerwiegenden Grund gäbe und tja, dann kam der Artikel in der Süddeutschen, weshalb dann, als es nun tatsächlich so weit war, mindestens 50 Prozent der Anwesenden insgeheim hofften, es könnte statt Standup vielleicht doch noch ein bisschen MMA mit dem Bürgermeister geben. Aber nee, es war einfach ein sehr schöner Abend. Auch wenn der Bürgermeister nicht da war. Ich mag's ja, wenn ich mitbekomme, wie die Leute im Laufe des Abends auftauen und dann spätestens ab der Mitte der ersten Hälfte einfach richtig Bock haben. Das macht schon Spaß. Vielleicht ist dann damit also auch dieser komische Bann gebrochen, denn es gar nicht gab und vielleicht trete ich dann ab jetzt sogar regelmäßig in Dessau auf. Schließlich will ich auch nochmal in das große Theater!
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Niemand hat mich nach meiner Meinung gefragt, aber ich sage sie trotzdem
#1 Anne Rabe: Die Möglichkeit von Glück Wollte ich schon lange mal lesen. Interessant, an wie viel aus der DDR sich Anne Rabe erinnert. Wir sind ja gleich alt und ich erinnere mich an praktisch nichts, allenfalls vielleicht, weil ich Bilder gesehen habe, aber an irgendwas mit Pionieren oder solches Zeug rein gar nicht. Offenbar sind wir völlig anders aufgewachsen. Das ganze DDR-Zeug war bei uns nie Thema. Aber erstens war bei mir auch niemand in der Partei und zweitens hatten meine Eltern einfach Glück, haben in großen Betrieben gearbeitet, die nahtlos übernommen und weitergeführt wurden und deshalb vermutlich nie so einen typische Ossi-Frust entwickelt. Das Buch an sich ist so eine Mischung aus Recherche über den eigenen Großvater und dessen NS- und DDR-Vergangenheit, Erinnerungen an das eigene Aufwachsen, Nachdenken über die Misshandlung durch die eigenen Eltern, vor allem durch die Mutter und quasi eine Art Meta-Tagebuch über das Schreiben des Buches selbst. Keine Ahnung, inwieweit der Vorwurf stimmt, da sei etwas an Motiven einer anderen Autorin übernommen worden, aber ich befürchte, das wird sie erst recht den Buchpreis gekostet haben, womit ich aber überhaupt nicht meine, dass ihn Tonio Schachinger nicht verdient hätte, im Gegenteil (siehe letzter Newsletter dazu). Ich weiß nicht so Hundertprozent, was ich von dem Buch halten soll. Die Erinnerungen ans eigene Aufwachsen in den 90ern, die durchzogen waren von Gewalt, über die die Erwachsenen einfach hinweggesehen haben, fand ich großartig. Das Nachdenken darüber, wie schwer es einem fällt, jetzt irgendeine Art Stolz auf den Osten zu fühlen, wie es ja immer mal wieder Mode wird, toll. Auch das Bedürfnis, die eigene Familiengeschichte mal zu entwirren, weil man von den Verwandten ja eh immer nur die Hälfte erfährt, kann ich komplett nachvollziehen. Leider fand ich aber insgesamt die Großvatergeschichte, die eigentlich den Hauptteil des Buches ausmachen soll, doch am schwächsten. Was aber vielleicht auch daran lag, dass dafür ein paar sehr vielversprechende Stränge ins Leere laufen gelassen wurden. Manchmal vielleicht sogar notwendigerweise, weil es eben auch autobiographisch ist und es da eben noch gar kein Ende gibt, wie zum Beispiel beim Strang mit der Mutter und dem Vater. Und manchmal stößt mir einfach dieser sehr bedeutungsschwangere Schriftsteller*innenton auf, den man vermutlich einfach benutzen muss, wenn man so eine Geschichte aufschreibt. Mir wird es dadurch trotzdem manchmal ein bisschen zu pathetisch, aber ich rutsche ja auch beim kleinsten bisschen Ehrlichkeit immer sofort ins Sarkastische, weil ich es nicht aushalte, mich zu öffnen. Was das Buch richtig toll macht, ist zu beschreiben, wie man aufwächst und denkt, man hat verstanden, warum die Familie so ist, wie sie ist und erst viel später, wenn überhaupt, erfährt man, was in den Erzählungen immer ausgelassen wird, was so ein kleines bisschen anders erzählt wird, einfach weil die Wahrheit viel zu schmerzhaft ist.
#2 Stephen King: Holly Ich sag's immer wieder: Stephen kann hat das beste und ehrlichste Buch übers Schreiben geschrieben, das es gibt und ich wäre gern ein richtig großer Stephen King-Fan, weil ich total bewundere, wie man so konstant so viel Output haben kann, aber es klappt nicht. Klar, es gibt immer mal wieder Ausnahmen, da denke ich: "Jetzt haste endlich Blut geleckt! Jetzt liest du alle Bücher nacheinander!", zum Beispiel nach Doctor Sleep, aber nee. Und jetzt, da Holly rauskam und ich die vielen vielen tollen Rezensionen gelesen habe, hatte ich mal wieder Bock. Also Hörbuch an und losgehört. Vielleicht liegt's schon daran, dass ich nicht weiß, wer Holly ist und mich deshalb auch nicht, wie so viele Rezensent*innen, darüber freuen kann, dass sie endlich mal wieder auftaucht. Und so bleibt also nur eine Entführungsgeschichte, der ich ein paar Stunden zugehört habe, nur um dann zu merken, dass ich, und ich wünschte, es wäre anders, überhaupt nicht emotional involviert bin. Mir hat mal ein Stephen-King-Fan gesagt, ich solle The Stand probieren. Und wenn ich dann nicht gehookt bin, brauch ich auch gar nicht erst mit dem Dunklen Turm anzufangen. Vielleicht mache ich das mal.
#3 Alan Wake Remastered Mit Horrorspielen ist es ja so: Ich mag sie total, aber sobald mich dann irgendetwas jagt und ich den Weg nicht finde, frage ich mich, warum ich mir das überhaupt antue. Außerdem versuche ich immer noch, alle Spieleklassiker nachzuholen, die zwischen PS2 und PS5 an mir vorbeigegangen sind. Da musste ich natürlich auch Alan Wake probieren. Sagen wir so: Das Gruseligste an dem Spiel ist vor allem die Steuerrung. Wobei die Geisterwesen, die dauernd auftauchen, am Anfang noch echt gruselig sind, aber einfach dadurch, dass sie das ganze Spiel lang immer wieder auftauchen und sich absolut niemals ändern, sehr schnell an Gruseligkeit verlieren und dafür einfach nur noch nervig sind. Die Geschichte ist schnell erzählt: Alan Wake ist ein Starautor, der in einer Schreibkrise steckt. Seine Frau fährt mit ihm in ein Ferienhaus an einem See, wo er sich von einem Arzt behandeln lassen soll, der auf Künstler spezialisiert ist in der Hoffnung, er könne dort vielleicht sogar wieder mit dem Schreiben anfangen. Nur leider entpuppt sich der Therapie- und Schreiburlaub schnell als Horrorgeschichte, die Alan Wake sowohl simultan schreibt als auch erlebt. Kann man machen. So richtig vom Hocker gehauen hat es mich aber leider nicht. Es ist einfach zu lange immer dasselbe. Und sobald man rausbekommen hat, wie man die Geister am besten loswird, ist die einzige Herausforderung nur noch ihre manchmal recht hohe Anzahl. Hier und da hat es mich in puncto Athmosphäre und Verworrenheit an Control erinnert, wobei ich beim direkten Vergleich vermutlich Control wählen würde.
#4 Das Leben der Anderen Musste ich nach dem Anne-Rabe-Buch direkt nochmal gucken. Wobei mir auffiel, dass ich letztens genau in der Straße, in der Georg-Dreyman lebt (für alle Nerds: Wedekindstraße beim Berghain), spazieren war und meinte: "Ach, hier könnt ich auch wohnen!" Und dass ich immer an der Karl-Marx-Buchhandlung ein wenig traurig bin, dass es keine Buchhandlung mehr ist, sondern ein Architektur-Büro oder so etwas. Ich bilde mir trotzdem ein, dass ich mal noch in der Buchhandlung war. Kann das sein? Vielleicht so 2010 rum? Ich weiß noch, dass ich da mal zu einem Auftritt gefahren bin und Weberwiese aussteigen musste und, wie das Provinz-Ei, das ich nun mal bin, dachte: "Ach du scheiße, jetzt bist du vom Hauptbahnhof so weit nach rechts gefahren, jetzt ist Berlin bestimmt gleich vorbei." Tja, was soll man zum Film sagen? Großartig, fertig. Ich würde nur gern mal noch wissen, welches Hochhaus das ist, in dem Hauptmann Wiesler wohnt? Das findet man nämlich nicht einmal auf den Filmtourismus-Seiten. Da am Thälmann-Park vielleicht im Prenzlauer Berg zwischen Greifswalder Straße und Prenzlauer Allee? Falls es jemand weiß, bitte mal melden, sonst denke ich da noch ewig drüber nach.
#5 Fame Fighting Schande über mein Haupt, aber ich musste es gucken. Aber nur, weil man es auch gucken konnte, ohne der BILD Geld geben zu müssen. Falls ihr jetzt gar nicht versteht, worum es geht: Alles gut. Vermutlich sogar besser für euch. Sommerhaus der Star und so. Fangt bloß nicht damit an, liebe Kinder. Aber wir Verdorbenen mussten natürlich wissen, wie es ausgeht zwischen Gigi und Can. Und ich sag mal so: Ich hab's befürchtet, dass es so ausgeht. Und ich ich gönn's Can sogar ein bisschen, finde ihn auch prinzipiell gar nicht so schlimm, aber er ist eben komplett in der Hand der durchgedrehten Walentina, der vermutlich schlimmsten Person, die es aktuell im Trash-Fernsehen gibt. Ich hoffe einfach nur, der Arme kommt irgendwann nochmal zu Besinnung. Ansonsten: Was ein Event. Es sagt wahrscheinlich eine ganze Menge über unsere Gesellschaft aus, dass wir mittlerweile Leuten, die für nichts bekannt sind, dabei zuschauen, wie sie sich dilettantisch die Gesichter kaputthauen. Letztens habe ich mal irgendwo ein paar Ausschnitte von Big Brother Staffel 1 gesehen, das war ja quasi handzahm gegen das, was heute in den Formaten abgeht. Wie verroht wir sind, wow.
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Spendierhosen an?
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