Unangenehme Eingeständnisse

Vielleicht ist es ja nur in meinem Kopf Februar und dauernd nass und arschkalt. Der Hund jedenfalls legt sich jetzt jeden Morgen erstmal in diese Riesenpfütze und strahlt mich dann glücklich an, nur um ein paar Minuten später noch einmal in einen Graben zu springen, weil eiskaltes Wasser eben offenbar das Allergeilste ist.
Oder eben irgendwelche Tiere, wobei es wirklich hart darauf ankommt, welchen Tieren man mit dem Hund begegnet. Pferde hasst sie. Rehe bemerkt sie meist nichtmal, bzw. wenn doch, dann will sie schon hinterher, lässt sich aber doch ganz gut überzeugen, dass die Rehe lieber ihr Ding machen sollen. Hasen findet sie super und würde die am liebsten gern jagen. Letztens sind wir allerdings an einer Gruppe Frischlingen vorbeigelaufen und das ist schon eine andere Nummer. Glücklicherweise hat die Hunde-Frau es erst recht spät bemerkt. Und weil mir erklärt wurde, dass der Hund meine Emotionen spiegelt, habe ich natürlich versucht, möglichst cool zu bleiben, obwohl ich innerlich natürlich komplett Panik hatte. Weil, wenn irgendwo Frischlinge sind, heißt das auch: Hier in der Nähe ist definitiv eine irre Bache. Und ich hab echt keinen Bock auf eine Konfrontation mit der. Vor allem, was mache ich mit dem Hund? Ich weiß, ich soll ihn ableinen und dann irgendwo hochklettern. Aber was, wenn der Hütehund ausgerechnet dann hüten will? Trag ich nachher den vom Wildschwein malträtierten Hund nach Hause oder was? Oder andersrum ein zerfetztes Wildschwein und dazu acht adoptierte Frischlinge? So unspektakulär, wir es klingt, so froh war ich, dass einfach gar nichts passiert ist. Der Hund ließ sich überreden, dass wir kein Interesse an Frischlingen haben und die verrückte Bache kam einfach nicht.

À propos TikTok: Ich musste letztens darüber nachdenken, wie voll TikTok aktuell mit lauter "Ach, die Anti-AfD-Demos bringen doch gar nichts, guckt, die AfD steigt und steigt"-Fakevideos ist und wie man auf TikTok nahezu pünktlich zu jeder Debatte mit genau der Meinung vollgemüllt wird, von der ich behaupte, dass sie bspw. Russland oder China sehr sehr gern in den westlichen Ländern verankern würden. Klingt auch wieder wie eine Verschwörungstheorie, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass TikTok nicht ganz aus Versehen so eine Desinformationsschleuder ist. Ich empfehle es dauernd, aber in Like War kann man das ziemlich gut nachlesen, wie damals bspw. die Krim quasi via Facebook annektiert wurde. Instagram hat nun angekündigt, auf Threads und Insta keine politischen Posts/Videos mehr zu pushen. Das heißt man sieht nur noch die jener Accounts, denen man eh schon folgt. Klingt erstmal vernünftig, weil immerhin kriegt man so nicht dauernd diesen AfD-Trash in die Timeline gepusht, andererseits ist dieses vermeintlich Apolitische natürlich auch zutiefst politisch, weil ja auch erstmal jemand festlegen muss, was eigentlich politisch ist. Im Endeffekt ist es also eigentlich nur eine Flucht vor der Pflicht zur Moderation von Content. Und damit irgendwie eher ein Aufgeben der Plattform statt ein wirkliches Sich-Darum-Kümmern.

À propos politische Shitshow: Am Montag ist es endlich soweit und Jon Stewart kehrt zur Daily Show zurück. Hach, was hab ich die Daily Show geliebt. Immer Dienstag direkt nach dem Aufstehen geschaut. Ihr wisst, ich bin immer sehr fortsetzungsskeptisch, aber bei Jon Stewart mache ich mir komischerweise überhaupt keine Sorgen. Zumal er sowieso gesagt hat, er macht die Daily Show nur bis zur Horrorpräsidentschaftswahl im Herbst. Kann ich das bitte in Deutschland machen? Ich weiß, die heute show wollte mal das deutsche Pendant sein, ist aber eben mehr deutsch als Pendant geworden, weswegen ich denke, da wäre durchaus noch Platz für eine wirklich beißend politische Satiresendung. Also falls hier jemand mitliest, you know the deal, schreibt mir einfach und dann machen wir das! Horrorwahlen haben wir im Herbst in Deutschland ja auch.

Warum nicht einfach mal was Leichtes zum Mittag?

Ich warte ja gerade sehnlichst auf das Hörbuch, damit ich es nochmal durchhören kann. Und dabei fiel mir ein Gespräch ein, dass wir beim Aufzeichnen hatten. Wahrscheinlich wird der Hörbuch-Markt dankt KI ziemlich bald in sich zusammenbrechen. Oder sollte ich besser sagen: Der Sprecher*innen-Markt. Weil wenn man sich so etwas wie elevenlabs anguckt, wo man nur ein paar Minuten Sprechermaterial hochladen muss und anschießend spricht dir das Ding komplette Texte mit der Stimme, die man hochgeladen hat, dann ist das schon so ziemlich der Todesstoß für alle Sprecher*innen. Okay in der Free-Version hört man schon ab und zu, dass es computergeneriert ist, aber in der Pro-Version ist es einfach wie echt. Und eigentlich könnte man ja sagen: Naja, dann verkaufen die Sprecher*innen halt in Zukunft einfach Lizenzen ihrer Stimmen. Und so wird's auch kommen, aber wir wissen doch, was darüber hinaus passieren wird: Alle werden wollen, dass ihre Hörbucher von den gleichen fünf Stars gesprochen werden, die also immer noch reicher werden und alle anderen werden ihre Stimmen folglich zu absoluten dumping-Preisen anbieten müssen, um überhaupt mal etwas zu verdienen. Schade drum.

Nicht im Bild: Ich habe mir ja irgendwann mal vorgenommen, dass ich Leuten immer zum Geburstag gratulieren will. Weil ich einfach gemerkt habe, dass ich mich zB echt drüber freue, wenn das Leute bei mir machen. Und die sich andersrum auch immer freuen, wenn man an ihren Geburtstag gedacht hat. Also habe ich irgendwann mal angefangen, von so allen Leuten, deren Nummer ich habe, die Geburtstage zu erfragen, damit ich denen mal gratulieren kann. Und die habe ich mir dann im Google-Kalender anzeigen lassen und dann habe ich zwar trotzdem vergessen, regelmäßig in den Kalender zu gucken, aber das ist eine andere Geschichte. Damit das jedenfalls nicht mehr passiert, habe ich irgendwann eingestellt, dass ich täglich erinnert werde, falls jemand an diesem Tag Geburtstag hat. Und das hat total super funktioniert, bis ich letztens dachte: Hm, es ist schon fast Mitte Februar und ich habe noch niemandem gratuliert dieses Jahr? Hat nicht X Anfang Februar Geburtstag? Und dann gucke ich den Kalender und sehe: Die Geburtstage sind nicht mehr da. Und dann gucke ich im letzten Jahr und da sind alle Geburtstage. Und dann suche ich im Internet, ob es da irgendeine Einstellung gibt, dass man die Geburtstag in jedem Jahr anzeigen lassen kann und siehe da: Nee, die Geburtstage werden immer nur ein Jahr nachdem man sie eingetragen hat, angezeigt. Also in der Handy-App. Im Browser sind sie in jedem Jahr sichtbar. Und ich dachte so: WTF? Wer hat sich denn dieses Sinnlos-Feature ausgedacht? Ich verpasse hier dauernd Geburtstage, weil irgendein Programmierer nicht weit genug gedacht hat? Also, falls ich euch nicht gratuliere: Es ist nicht meine Schuld. Oder wenn dann nur so halb.

Niemand hat mich nach meiner Meinung gefragt, aber ich sage sie trotzdem

#1 Sopranos
Bin aktuell wieder voll im Sopranos-Wahn. Müssen wir ja nicht drüber reden, dass das Mafia-Epos über den Mafia-Boss, der zur Psychiaterin geht, weil er Panikattacken hat, eine der besten Serien ever ist. Ich dachte fast, es würde mich nicht mehr kriegen, aber spätestens ab der zweiten Staffel ist man wieder dermaßen hooked, dass man am liebsten zehn Folgen nacheinander gucken würde, nur dass die Folgen halt leider immer fast eine Stunde lang sind. Hach, müssen das gute Zeiten gewesen sein, in denen man so ausschweifend erzählen dürfte, weil die Sender Qualität noch nicht ausschließlich von Klickdaten abhängig gemacht haben.

#2 Helvete: The History of Norwegian Black Metal
Fragt mich nicht, warum mich norgewischer Black Metal interessiert. Die Hälfte der Leute, die damit zu tun hatte, war entweder verrückt oder Nazi oder beides. Aber interessiert mich halt. Ich glaube, ich kenne mittlerweile so ziemlich alle nahmhaften Dokus und Bücher zum Thema und im Prinzip erzählt Helvete also auch nichts Neues, aber dafür immerhin umfassend und sehr gut aufgearbeitet. In puncto Detailiertheit ist Helvete sogar besser als Until the Light takes us, wobei ich letztere einfach athmosphärisch toller finde. Vielleicht auch einfach der Begleitung von Fenriz wegen.

#3 Caroline Wahl: 22 Bahnen
Eine junge Frau kümmert sich um ihre kleine Schwester, weil ihre Mutter Alkoholikerin ist und nichts auf die Reihe bekommt. Jeden Tag geht sie 22 Bahnen schwimmen und trifft dabei bald Viktor, den großen Bruder ihres ehemals besten Freundes, dessen ganze Familie bei einem Autounfall umgekommen ist. Wirklich eine schöne Konfiguration der Geschichte. Wobei mich, und das passiert echt selten, tatsächlich der Satz des Textes ein wenig genervt und das Lesen etwas holprig gemacht hat. Aus dem Ende hätte man von mir aus gern noch etwas Epischeres machen können. So wirkt es etwas lose. Aber vielleicht soll es das ja, immerhin gibt's ja bald eine Fortsetzung.

Was fehlt:

• Ich gucke ja wirklich schon seit Ewigkeiten Pewdiepie, aber so wirklich lieben gelernt habe ich, glaube ich, erst ab seinem Umzug nach Japan. Klar, der Typ ist unendlich rich, aber ich finde es trotzdem so unglaublich sympathisch, wie er dort einfach ein verhältnismäßig normales Leben führt. Und ja, Anfangs war ich ein wenig, oh Gott, dafür bekomme ich garantiert wieder böse Emails, empört, als er und Marzia angekündigt haben, dass sie ein Kind bekommen (hey, ich bin Stier, wir hassen Veränderung und Kinder verändern Leute halt immer direkt komplett), aber mittlerweile finde ich die Vlogs trotzdem wieder komplett wholesome. Wehe, wenn die beiden irgendwann damit aufhören sollten.
• Warum kommen die glücklichsten Menschen ausgerechnet aus Finnland?
• Das Lieblingsthema der FDP-Bubble: Lass mal lieber keine Windkraft- und Solarenergie-Anlagen bauen, weil wir sind ja technologieoffen aka wir warten einfach auf die nächste Wundertechnologie, ja genau, Kernfusion zum Beispiel! Klar, Kernfusion wird bestimmt irgendwann mal funktionieren, aber aktuell steckt man eben noch 30 mal so viel Energie rein wie am Ende rauskommt.
• Trash-Debatte der Woche: Ein jüdischer Student wird von einem pro-palästinensischen Studenten auf offener Straße das Gesicht eingeschlagen und wir diskutieren, ob man ihn dafür exmatrikulieren darf. Vor allem, weil es in der Uni maximal eine Möglichkeit für Hausverbot über drei Monate gibt.
• Ich bin ja wahrlich kein Freund vom Comedystandort Deutschland bzw. von der Comedy, die in Deutschland mainstream-erfolgreich ist (Till, Moritz, Felix und sicher ein paar Andere, die mir spontan nicht einfallen mal ausgenommen). Aber der Part hier von Carolin Kebekus über ihre Schwangerschaft ist einfach so extrem on point, dass ich gar nicht glauben konnte, dass so etwas ausgerechnet bei einer Brainpool-Veranstaltung passiert sein soll.

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