Dienstag, 28. November 2023.
Nahtoderfahrung beim Abklemmen des Herds. Ja, natürlich habe ich vorher die Sicherungen rausgemacht und ja, es ist mir bewusst, dass dann eigentlich nichts mehr passieren sollte. Aber trotzdem, Strom ist mir einfach unheimlich. Als meine Tante mal renoviert hat, habe ich als kleines Kind in eine Steckdose gefasst (danke fürs Sicherung drinlassen an der Stelle!) und ich fand es damals gar nicht so superschlimm, außer, dass mein Arm noch unendlich lang gekribbelt hat. Ich weiß nicht, ob es Quatschwissen ist, aber ich habe mal gehört, dass einmal in die Steckdose fassen irgendwas im Herz durcheinander bringt, weswegen man immer noch zur Sicherheit ein zweites Mal reinfassen sollte, damit es wieder gleichmäßig läuft, wobei "zur Sicherheit" eigentlich schon sagt, dass das das zu 99,9 % grober Unsinn ist, der wahrscheinlich auf irgendeinem Facebook-sharepic beruht. 
Vor ein paar Jahren hab ich mal in eine Stromleitung gebohrt. Auch nicht schön. Das blitzt zwar ganz hübsch, aber man bekommt schon so eine Idee, warum das nicht gut wäre, wenn man da jetzt mit der Hand rangekommen wäre. Das Tolle aber war, dass ich ich die Stromleitung im Flur auf Schulterhöhe angebohrt habe, es geknallt hat, obwohl die Sicherung raus war und anschließend in der Küche exakt eine Seite des Raumes lahmgelegt war. Shoutout an das Elektriker-Ass, das die Kabel damals so fachmännisch betrunken verlegt hat.
Wasser beunruhigt mich übrigens auch. In-die-Leitung-bohren sowieso, davor sollte ich aber, danke an den Erfinder des Leitungssuchers, hoffentlich gefeit sein. Nur was, wenn mal ein Rohr platzt oder so? Obendrüber reicht ja schon, Gar keinen Bock drauf. Beim Bruder meiner Freundin musste wegen eines geplatzten Rohrs letztens der komplette Küchenboden rausgehauen werden. Gar keinen Bock drauf. Mit solch weltlichen Dingen will ich mich überhaupt nicht beschäftigen. Das stresst mich einfach viel zu sehr. Und ohne Küche leben fetzt auch nur so lang, bis man zum vierten Mal in der Woche beim Asia-Imbiss war und selbst der Mann dort es langsam übertrieben findet und so guckt, als wolle er sagen:"Also ja, das ist schon Reis mit Gemüse, aber ich kippe hier auch sechs Liter Öl mit rein, gesund ist das trotzdem nicht!"

Mittwoch, 29. November 2023.
Erschreckend, wie wenig es mir ausmacht, kopfüber an der Decke zu streichen. Ich hab mich ja schon immer gefragt, wofür mein natürlich ausgeprägter Latissimus eigentlich gut ist. Jetzt habe ich also die Antwort. Wenn ihr mich also demnächst easy an euch vorbeiklettern oder -rudern seht, dann wisst ihr Bescheid: Es ist der Latissimus.

Nicht im Bild:
Das cute Pärchen, dass den Herd abgeholt hat und wie ich mich zusammenreißen musste, der jungen Frau das Ding nicht total männlich abzunehmen (ja, ich hab gefragt). Noch beeindruckender allerdings war ihr Freund, der total ruhig und schön langsam mit ihr das Ding nach unten manövriert hat, ohne komplett auszuticken, wie es immer die Männer beim Sommerhaus der Stars tun. Das ist wirklich mittlerweile das einzig Gute an dieser Sendung. Dass man erkennt, wie scheiße Männer sind. Und wie wenige davon ihre Frauen nicht wie Scheiße behandeln, ständig gaslighten oder sonstwie dumm machen.

Auch nicht im Bild:
Wie Gil Ofarim nach zig Prozesstagen und über zwei Jahren zugegeben hat, dass er einfach gelogen hat und sich die Antisemitismusgeschichte im Westin Hotel in Leipzig komplett ausgedacht hat, weil er verdammte Starallüren hat, der Knecht. Also Letzteres hat er natürlich nicht zugegeben, wo kämen wir denn da hin? Sondern einfach nur kurz Entschuldigung gesagt und ja, tut ihm leid, dass mal eben alle Welt Sturm gelaufen ist und er ausgerechnet den Antisemitismus dafür nutzen wollte, weil er nicht entsprechend seiner selbst geglaubten Wichtigkeit schnell genug auf sein Zimmer gekommen ist. Also ganz ehrlich: Wie dumm kann man sein? Und wie dreist, wenn man das auch noch zwei Jahre lang einfach weiterbehauptet und denkt, dass wird sich vor Gericht schon irgendwie durchboxen lassen, wenn man nur lang genug drauf beharrt und eine möglichst große Szene macht? Chapeau an den Westin-Mann, der so eine schlappe Entschuldigung tatsächlich angenommen hat. Ich weiß nicht, ob ich so viel Größe hätte zeigen können, wenn einer erst zugibt, gelogen zu haben, nachdem er wirklich keinen Ausweg mehr gesehen hat. Erbärmlich, echt. Und wie viel Wasser er damit auf die Mühlen der ganzen "Siehste, so sind'se, die Juden"-Idioten gegeben hat ...

Donnerstag, 30. November 2023.
Und dann drei Tage Auftreten. Tag 1: Essen.
Am besten ist es ja immer, wenn es unerwartet gut wird. Was überhaupt nicht heißt, dass ich erwartet hätte, dass es schlecht wird. Aber ich hab einfach gar nichts erwartet. Was wahrscheinlich sowieso der Fluch von ganz Essen ist. Dabei hat Essen ein hervorragendes Kunstmuseum, in dem ich diesmal allerdings nicht war. Und es gibt eine DB-Lounge, die ich wirklich überall erwartet hätte, aber nicht in Essen (schon wieder der Fluch). Aber hey: Es hat sehr viel Spaß gemacht und das ist ja irgendwie die Hauptsache. Außerdem gibt's im Backstage quasi das Komplettprogramm an Künstlerbespaßung: Eine Tischtennisplatte, noch irgendwas Geiles, das ich vergessen habe und ein SNES! Wie geil kann man sein?

Freitag, 01. Dezember 2023.
Db Lounges sind vor allem deshalb wichtig, weil man dort abhängen kann, wenn man aus dem alten Hotel auschecken muss, aber noch nicht in das neue Hotel einchecken kann, weil man ausnahmsweise nicht dort schläft, wo man auftritt. In Münster durfte ich nämlich nicht schlafen, weil dort alle Leute zum Weihnachtsmarkt wollen und deshalb alle Hotels ausgebucht waren (wtf, Münster?). Nunja, meine Meinung zu Weihnachtsmärkten sollte ja bekannt sein. Wobei ich nichtsdestotrotz schon mal dort hingehe und es dann auch ganz witzig finde, weil immerhin gibt es den Leuten ja mal so eine kleine Idee von gesellschaftlichem Zusammenhalt und dagegen sage ich nichts.

Nicht im Bild (weil das ist Essen, danke unionhase für die Fotos!):
Auftritt in Münster. Auch irgendwie aussagekräftig, wenn man für die kürzeste Anfahrt (Essen - Münster, 50 Minuten per ICE) am Ende drei Stunden braucht, weil einfach mal alles zusammen kommt. Alle Züge verspätet. Dann noch Polizeieinsatz im Zug. Dann wieder Verspätung. Dann noch Busfahren. Und zack, kommt man doch irgendwie knapp an. Aber guter Auftritt immerhin!
Und danach noch eine Stunde durch die Nacht chauffiert werden, weil man direkt ins Hotel des nächsten Auftrittsorts gebracht wird, ist auch sehr nett.

Samstag, 02. Dezember 2023
Auftritt in Nordhorn. Und wie süß ist bitte Nordhorn? Diese niedlichen kleinen Backsteinhäuser und natürlich fließt dann auch noch ein Fluss mitten durch die Stadt und Weihnachtsmarkt ist auch noch und dann sind da haufenweise kleine Kinder aus Holland, die alle so sprechen wie Alfred J. Quak, großartig. Ich hab ja immer ein bisschen Angst, irgendwo aufzutreten, wo kein IC hält, aber da bin ich mal wieder widerlegt worden. Aber eins haben die Nicht-IC-Örtchen immer gemeinsam: Am Ende kommen auf jeden Fall ein paar Leute und laden einen ein,  mit ihnen saufen zu gehen. Witzig. Profi-Tipp: Niemals machen, auch wenn's lieb gemeint ist.

Im Bild:

Sonntag, 03. Dezember 2023
Wenn man beim Frühstück sitzt und sich wundert, warum man von allen Leuten angestarrt wird und man plötzlich anfängt, sogar zu hinterfragen, ob man das Brötchen jetzt irgendwie komisch ist, bis man es dann wirklich total komisch isst, dann hängt meist im Hotelfoyer ein Plakat von einem selbst.

Nicht im Bild:
Wie später im Zug quasi die kompletten U17-Niederlande (nicht die Fußballer*innen) mitfahren und alle total aufgeregt sind und dauernd "Berchhain" sagen. Hach wir das eine traurige Erkenntnis, dass das Berghain unter der Woche gar nicht auf haut und wahrscheinlich zwanzig giggelnde Sechzehnjährige gar nicht erst reinlässt. Aber authentischer kann man in Deutschland quasi gar nicht begrüßt werden, als mit Ablehnung.

Niemand hat mich nach meiner Meinung gefragt, aber ich sage sie trotzdem

#1 Fargo Season 05
Ich hab zwar erst die erste Folge gesehen, aber bisher geht es doch eigentlich ganz gut los. Eine Frau tasert bei einer Elternversammlung in der Schule einen Polizisten, wird daraufhin zu Hause von zwei Vermummten besucht und gekidnappt, kann sich aber befreien und tut dann zu Hause so, als wäre nicht geschehen, auch wenn ihr Mann schon fast davon ausgegangen ist, dass sie tot sei.
Also die erste Staffel damals fand ich ja großartig. Danach nach es leider ein wenig ab. Aber ich geb der Serie trotzdem in jeder Staffel eine neue Chance, schließlich ist es ja immer eine neue Geschichte.

#2 Lords of Chaos (2018)
Witzige Anekdote: 2012 waren wir mit dem Team Totale Zerstörung in den USA, weil wir die deutschsprachigen Meisterschaften gewonnen hatten und einfach sehr sehr cool waren. Mein Reisegepäck bestand vor allem aus 150 Adressen aus ganz Europa, die ich fein säuberlich auf zwölf DIN-A4-Zetteln ausgedruckt hatte, weil ich vor der Reise auf die geniale Idee gekommen war, auf meinem Blog anzukündigen, ich würde allen eine individuell geschriebene Postkarte schicken, die mir ihre Adresse zukommen ließen und dem Buch Lords of Chaos: Rise and Fall of Satanic Black Metal in Norway. Wir machten als in Chicago unsere Auftritte und ich schrieb jeden Tag, überall wo ich kurz Zeit hatte, Postkarten. Nach den Auftritten wollten wir noch einen kleinen Roadtrip machen. Erst Detroit, dann rüber ins kanadische Toronto und dann von dort aus nach New York City. In Toronto schrieben wir unter anderem den Smash Hit "Toronto Toronto, leer ist dein Konto" , ehe wir uns über die Niagarafälle zur US-Grenze aufmachten. Komischerweise fanden die Grenzer es irgendwie verdächtig, dass drei Leute, die nicht miteinander verwandt waren, mit einem Mietauto aus Iowa und lauter Koffern für drei Tage in Kanada waren und dann auch noch an komplett anderer Stelle einreisen wollten. Also wurden wir rausgewunken und unser komplettes Auto durchsucht. Wir aber total gechillt, schließlich hatten wir ja nichts Schlimmes getan oder dabei. Bis mich der Grenzer dann zum Auto holte, auf den Beifahrersitz deutete und fragte, was das sei. Dort lagen 12 DIN-A4-Zettel voller Adressen, einige von ihnen schon durchgestrichen und direkt daneben das Black-Metal-Buch mit der brennenden Kirche auf dem Cover. Naja, ich fand's eigentlich ganz witzig. Er leidet nicht. Aber wir durften dann trotzdem nach New York.
Vielleicht deshalb guck ich den Film ganz gern. Auch wenn mich natürlich dieser ganze Nazimist im Black Metal hochgradig nervt. Weiß auch gar nicht, was das soll. Ihr sollt den Teufel anbeten und nicht Hitler, ihr Trottel.

#3 Three Identical Strangers (2018)
Stellt euch vor, ihr kommt ans College und werdet plötzlich von allen gegrüßt, allerdings mit anderem Namen. Und plötzlich kriegt ihr raus, das bis vor kurzem jemand hier studiert hat, der exakt so aussieht, wie ihr. Und der, wie sich dann rausstellt, euer Zwillingsbruder ist, von dem ihr als Baby getrennt wurdet. Irre, oder? Und was, wenn sich dann plötzlich noch jemand meldet, der genau so aussieht, wie du und dein Bruder und ihr merkt, dass ihr eigentlich Drillinge wart? Crazy Geschichte.

Was fehlt:

• Na toll, der Kabeljau stirbt aus und wir sind schuld. Bald entfällt also auch der allerletzte Grund, nach Großbritannien zu fahren.
• Achtung, Trigger: Erinnert sich jemand an das Mädchen, das während Corona in einem Hamburger Park von neun (!) Männern vergewaltigt wurde? Jetzt gab's das Urteil. Wie empathielos man sein kann, da als Verteidiger wirklich Freispruch zu fordern mit der Begründung, man dürfe von jungen Männern halt nicht zu viel erwarten, das muss mir mal jemand erklären. Ich muss bei so etwas immer an K-Pax denken, als der Außerirdische dem Psychologen erklärt, warum es auf seinem Planeten keine Gesetze und Gesetzeshüter gebe. Und der Psychologe fragt: "Woher weiß man denn, was richtig und was falsch ist?" Und der Außerirdische: "Das weiß das doch jedes Kind im Universum!" 789 angezeigte Gruppenvergewaltigungen allein in 2022, alter ey, was für eine stinkende Welt.
• just fascist russia things: In Russland wurden jetzt alle gay bars geräumt, weil seit kurzem LGBTQI+ als globale extremistische Organisation (?!) gilt. Stört aber sächsische Politiker- und Sarah-Wagenknecht-Anhänger*innen wenig.
• Boris Palmer ist ja nun vor kurzem endlich bei den Grünen ausgetreten. Ratet mal, für welche Partei er jetzt bei den Kreistagswahlen antreten will? Na klar, für die Freien "Ach, das mit dem antisemitischen Flugblatt und den Judenwitzen, das war ... äääh ... mein Bruder" Wähler. Da kommt doch zusammen, was zusammengehört.
• Die Thiem Work Clips vom ZDF Magazin: So ekelhaft und genau deswegen so gut, weil sie genau das einfangen, was mich an Podcasts mittlerweile so ankotzt. Dass es nur noch von neureichen Pärchen, Businessheinis und OGP-Rocks-weiße-Turnschuhe-Coaches, die nicht in der Lage sind, ihre völlig ungerechtigte Privilegiertheit zu reflektieren, genutzt wird, um Bullshit in die Welt hinauszuposaunen, der aus jeder Zelle nur so davon trievt, dass man merkt, dass sie keinen Bezug zur Realität mehr haben und noch dazu alle vier Minuten irgendeinen Werbeblock für grünes Pulver abspielen, das ich mir NIE NIE NIE kaufen werde. Grauenhaft. Und weil es so gut eingefangen ist, eben gerade so gut. Ich würd ja so gern wieder einen Podcast machen, aber wenn schon immer gleich die erste Frage ist: "Also was ist denn da deine Grundhaltung? Und wie soll der thematisch aufgestellt sein? Nein, weil ansonsten geht das nicht, das kriegen wir nicht gepitcht", nur um dann zu sehen, dass irgendwelche Trottel-C-Promis gerade wieder vier nonthematische Müllpodcasts gestartet haben, nee, dann weiß ich auch nicht.

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