Ehrgeizig, aber nicht getrieben
Wie aufregend, hier eine Uhrzeit einzustellen und dann auf "Planen" zu drücken. Ich glaube, ich habe etwa zwei Minuten nach Veröffentlichung durchgehalten, ehe ich dann doch unbedingt nachschauen musste, ob schon Mails rausgegangen sind und, noch wichtiger, ob sie vielleicht sogar schon jemand geöffnet hat (ja, das kann man sehen). Wenn ich das jedenfalls richtig sehe, hat tatsächlich alles geklappt. Also das Meiste zumindest. Danke an Bernhard für den Hinweis, dass es beim Wunschzettel einen Fehler gab, der verhindert hat, dass man mir überhaupt etwas schicken konnte (ich bin eben ein Profi). Jetzt sollte es aber laufen. Dafür hat die Spendenseite, wie ich feststellen durfte, bestens funktioniert. Auch dafür vielen lieben Dank! Mir gefällt es bis hierhin sehr. Auch wenn ich mich nach wie vor nach als heimliche Vloggerin sehe, die nur noch nicht angefangen hat, zu filmen, glaube ich mittlerweile, dass das hier meine größere Stärke ist. Klar erreicht man per Video schneller mehr Leute, aber deswegen hat Thomas Mann ja trotzdem nicht zum Selfiestick gegriffen. Mir hat letztens ein befreundeter Kollege gesagt, er fände es toll, dass ich ehrgeizig, aber nicht getrieben sei und einen Sekundenbruchteil lang habe ich überlegt, ob das jetzt ein Lob war. Aber da wir uns wirklich mögen, war es ganz bestimmt eins. Nur stimmt es auch? Ehrgeizig bin ich schon irgendwie. Wenn ich wirklich Bock auf irgendetwas habe, dann gebe ich mir auf jeden Fall Mühe. Und dann kann ich schnell viel Energie investieren und gebe hundertpro etwas ab, das mehr als taugt. Aber ich langweile mich auch extrem schnell. Und deshalb fange ich lieber weniger Dinge an, weil dann lasse ich am Ende nicht so viele Dinge wieder sein. Den Roast der Woche zum Beispiel mag ich nach wie vor, aber gerade nervt mich die Welt einfach viel zu sehr. Und ich will nicht Dinge wiederholen, die andere vor mir viel besser gesagt haben (auch wenn man in der Branche damit ziemlich erfolgreiche Formate füllen kann). Insofern bin ich vielleicht wirklich nicht getrieben. Wäre es besser, mehr getrieben zu sein? Ich weiß nicht. Ich bin ja leider überzeugt davon, dass es bei mir erst posthum richtig abgehen wird (womit ich nicht meine, dass es jetzt nicht in irgendeiner Weise abgeht, aber ihr versteht). Ich kenne mich doch. Das wäre die komplett passende Pointe für mein Leben. Letztens war ich mit einem anderen befreundeten Kollegen spazieren und wir kamen irgendwann auf einen, wie ich finde, sehr interessanten Punkt: Nämlich, dass wir beide glauben, dass es in unserer Gesellschaft besser ist, zu 60 % gut im Networken zu sein und nur zu 40 % gut darin, Qualität zu liefern, als umgedreht. Klingt doof, aber man kommt wahrscheinlich deutlich weiter. Das Tragische war nur, dass wir uns auch einig waren, dass wir das beide nicht übers Herz brächten. Wobei es dafür bei ihm ganz schön krass abgeht. Und bei mir irgendwie ja auch ein bisschen. Nun gut, Highschool-Yearbook-André (ich finde vor allem den Bartschatten auf den Bildern rechts sehr lustig) heißt euch willkommen zur zweiten Runde Newsletter!
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Kamerakind André (14) vor Beginn seines Schulpraktikums
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Im großen Topf
Bis zur Rezeption hätte es mich tatsächlich nicht gewundert, wenn jemand gesagt hätte: „Haha verarscht, als ob wir ein Buch mit dir machen! Guck, da hinten ist die Kamera!“ Und dann wäre irgendsoein Lockvogel-B-Promi um die Ecke gekommen, den ich nicht mal gekannt hätte und dann hätte ganz Ü50-Deutschland mal Samstagabend über mich lachen können. Aber nee, die meinen das wirklich ernst. Und das Buch ist tatsächlich ganz bald vorbestellbar. Auch wenn ich in Anbetracht der politischen Lage irgendwie auch froh bin, dass es noch einen Moment dauert, ehe es rauskommt. Aber immerhin erfahrt ihr bald den Titel und seht das Cover. Und dann schreibe ich auch gern mal etwas über den Prozess des Ganzen und warum das alles so lange dauert, wobei es bei mir eigentlich schon richtig schnell ging und so weiter. Bis dahin bitte einfach die vorherigen Bücher besorgen (gern vor allem im lokalen Buchladen bei euch um die Ecke). Beruhigend fand ich beim Besuch aber vor allem folgende Erkenntnis: Auch in diesem großen Haus kochen sie zum Glück nur mit Wasser. Wenn auch in einem deutlich größeren Topf. Und mit lauter fancy Zutaten, deren Name ich mitunter gar nicht kenne. Und wahrscheinlich sogar mit diesem irren Nudelwassergewürzsalz (bitte auf keinen Fall bestellen, auch nicht ironisch). Aber es sind alle sehr nett und keine Ahnung, wie das überhaupt geklappt hat, aber ich versuche einfach mal, es hinzunehmen und nicht ständig zu denken, dass die bestimmt einen anderen André meinten und mich jetzt einfach nicht kränken wollten. Es ist alles sehr spannend und fühlt sich noch ein bisschen so an, als könnte es jeden Moment schief gehen. Aber vielleicht nur, weil ich es nicht gewohnt bin, mit den Großen zu spielen.
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Awkward-Antreh
Erster Besuch bei Rowohlt, erstes Mal persönliches Treffen mit meiner Lektorin. Wir stehen vor der Rezeption, deren gegenüber liegende Wand komplett aus Büchern besteht, die der Verlag so in den letzten Jahren veröffentlicht hat. Während wir also warten, gucke ich mir die Bücher an, sage immer mal wieder "Hier, das ist gut" oder so etwas, bis ich dann die Herrndorf-Biografie entdecke, von der ich im letzten Newsletter geschrieben habe und zeitgleich meine Lektorin hereinkommt. Ich: "Geil, das kenn ich!" Sie: "Hallo! Schön, dass wir uns endlich kennenlernen!" Ich: "Hallo!" Sie: "Und? Kennst du was?" Ich: "Das hab ich gerade gelesen!" Sie: "Und? Hat's dir gefallen?" Ich: "Ja! Nächste Woche geh ich mit 'nem Kumpel dorthin, wo der sich erschossen hat! Das wird cool!" Sie: "Ooookay." Erste Eindrücke, so wichtig.
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Twitter ist tot, es lebe Twitter
Ich glaube, Twitter war meine erste große Online-Liebe. Ich hab's geliebt, wie witzig die Leute dort waren, die täglich 10, 20, 30 Oneliner rausgeballert haben und die teilweise sogar 5.000 oder mehr Follower hatten, die richtigen Stars sogar über 10.000. Und ich wollte da unbedingt dabei sein, musste aber erstmal auf ein Smartphone sparen, ohne dass mir die ganze Schose ziemlich sinnlos vorkam. Dann im August 2010 war's soweit. Nach ewigem Googlen kaufte ich ein Motorola Milestone 2 mit Schiebetastatur (ultrageil, aber nicht sehr softwarestabil), besorgte mir eine Datenflat und dann begann der Grind. Jeden Tag twittern, immer auf der Suche nach der nächsten Punchline. Keine Ahnung, wann ich wie viele Follower hatte, aber ich weiß noch, wie stolz ich war, wenn mich mal einer meiner angebeteten Accounts geliket oder sogar am Follower-Friday empfohlen hat.
So ging's lange dahin. Ich war nie eines dieser Twitter-Phänomene, die plötzlich auftauchten und dann mit einem Mal mit zigtausend Followern überhäuft wurden. Meine Followerschaft stieg langsam, aber stetig, immer mal wieder angetrieben durch einzelne Retweets der "Großen". Ich kannte lange nicht viele Leute, die auf Twitter aktiv waren, aber das Tolle war, dass die, die es mochten, es immer genau so krass gut fanden wie ich. Wahrscheinlich war das auch irgendwie die Grundeigenschaft von Twitter. Große Loyalität einer vergleichsweise kleinen Community. Und so blieb das lange Zeit. Twitter überstand eine Menge andere Netzwerke, die alle von sich sagten, sie würden bald die Welt übernehmen und das zum Teil auch taten, aber nie ohne Twitter seine Kernkompetenz wegnehmen zu können: Mit rasender Schnelligkeit Informationen zu verteilen. Oder halt in meinem Fall Witze. Ich hatte sogar zwischenzeitlich mal einen blauen Haken, der mich (es ist mir ein bisschen peinlich) damals doch recht stolz machte und fast in eine kleine Krise stürzte, als man ihn mir nach einer Änderung meines Accountnamens wieder wegnahm. Twitter hat sehr viel Spaß gemacht. Bis dann Elon den Laden kaufte.
Ab dem Tag, als der reichste Mann der Welt, von dem man noch nicht wusste, dass er auch das weltweit fragilste männliche Ego besitzt und darüber hinaus nur ein rechter Troll ist, das Ding übernahm, rief eigentlich jede Woche jemand das Ende der Plattform aus, aber irgendwie kam es doch nie. Im Gegenteil, ich erlebte ironischerweise zeitgleich noch einmal die wahrscheinlich erfolgreichste Phase meines Accounts, als ich Ende 2021 die #UmdE-Tweets postete und in einer Woche einfach mal 10.000 neue Follower bekam. Dann (oder war's schon kurz davor?) kam Mastodon und die ersten sprangen ab. Ich schaute es mir an, fand es irgendwie unsexy und unnötig kompliziert. Aber auch bei Twitter bemerkte man langsam, dass der reiche Troll an der Plattform herumdilettierte. Er entsperrte lauter Ultrarechte, änderte Namen und Logo und machte schließlich sogar den blauen Haken käuflich (eine selten dumme Idee, ich erkläre hier wieso). Tweets bekamen keine Reichweite mehr, wenn man nicht dafür bezahlte und spätestens nach zwei Minuten schrieb immer irgendein Fascho drunter, dass man sich bitte vergasen lassen solle. Twitter machte wirklich keinen Spaß mehr und auch wenn es mir am Anfang noch leid tat, bestärkt mich mittlerweile jeder Blick auf die Plattform darin, dass das Ding hoffentlich irgendwann ganz eingehen wird.
Keine Ahnung, wann ich zum ersten Mal von Bluesky gehört habe. So von wegen "wir bauen Twitter nach, aber machen es gleichzeitig dezentral, sodass es kein verrückter Milliardär mehr übernehmen kann". Aber irgendwann so im Juli und August merkte ich, dass das womöglich wirklich eine Alternative sein könnte, zumindest wenn man danach ging, wie viele meiner Lieblingsaccounts plötzlich erklärten, Bluesky hätte wirklich was vom guten alten Twitter (nur das App-Logo, heieieiei). Also Invite-Code besorgt (Danke Thomas!) und tatsächlich: Es fühlt sich an die Twitter, als es noch gut war. Okay, die Hashtags fehlen (hier übrigens ein interessanter Text eines Bluesky-Entwicklers, warum Hashtags vielleicht gar nicht so erwünscht sind) und noch scheinen nicht alle Medien und offiziellen Einrichtungen aufgesprungen sein (was maßgeblich für den Erfolg von Twitter als Info-Plattform verantwortlich war), aber sonst: Toll. Alle, die Twitter geliebt haben, werden es mögen. Und hey, wenn es stimmt, was Wikipedia sagt, und Bluesky erst im September die 1 Million User geknackt hat, dann bin ich diesmal entgegen meiner Gewohnheit ein early adopter! Schade, dass ich gerade keine Invites mehr habe, aber sobald es wieder welche gibt, wisst ihr Bescheid! Und alle, die schon da sind: Ich hoffe, wir sehen uns wieder! Mein Account ist hier.
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In knapp drei Wochen ist es so weit: Am 3. November trete zum allerersten Mal (Kritiker*innen sagen auch zum letzten Mal) in meiner Heimatstadt auf. Wobei Dessau eigentlich gar nicht meine Heimatstadt ist, weil es a) eigentlich Dessau-Roßlau heißt und b) ich ja in Roßlau aufgewachsen bin. Genau so, wie mir letztens klar geworden ist, dass ich ja offiziell in der DDR geboren wurde und dem entsprechend irgendwie sogar ganz weirden Migrationshintergrund habe. Aber halt eben so einen, für den ich mich gar nicht bewegen musste. Ich habe quasi Vereinnahmtwordensein-Hintergrund. Egal. Ich freu mich tatsächlich drauf. Und ich tue natürlich immer so, als ob mich da die komplette Stadt lynchen würde, weil ich da letztes Jahr diesen Artikel in der Süddeutschen geschrieben habe und, so wie ich Sachsen-Anhalt kenne, ist da bestimmt auch noch nicht aller Groll verflogen, aber hey: Ohne Selbstironie wird das bei meinem Solo eh nix. Insofern bin ich mir sicher, dass es im besten Sinne der Aussage so wird wie immer: Die Leute, die kommen, werden Spaß haben. Und falls jemand dabei sein möchte, hier gibt's die Tickets.
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Wieder was gelernt
Ich weiß ja, dass ich in öffentlichen Verkehrsmitteln normalerweise sofort einschlafe. Weirde Superkraft, aber ich nehme, was ich kriegen kann. Seit ich aber letztens mit einem Freund spazieren war, weiß ich auch, dass mir unendlich schlecht wird, wenn jemand in meiner Gegenwart von einer Knie-OP erzählt. Und ich meine nicht "Ohje hör auf, ich glaube mir wird schlecht, aber in zwei Minuten werde ich merken, dass sich da nur ein Rülps verdreht hat", sondern so "Hör sofort auf zu reden, sonst speie ich hier gegen dieses Haus"-schlecht. So richtig schlecht! Crazy. Und ich dachte bisher, meine einzige Schwachstelle wäre, fortbewegt zu werden. Was wohl passiert, wenn mir im Zug jemand von einer Knie-OP erzählt? Vielleicht will ich es gar nicht wissen.
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Weiß auch nicht, fand ich lustig.
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Dinge, die ihr in Zukunft bitte lasst
#1 Im Zug mit überkreuzten Beinen Menschen gegenüber sitzen, dann dauernd mit eurem Fuß gegen ihr Schienenbein treten und nicht einmal damit aufhören, wenn ihr einen Todesblick voller Verachtung kassiert. Ich weiß, ich reagiere über, aber so komplett fehlende Sensibilität für die eigene Umwelt, also ergo blanker Egoismus, provoziert mich ungemein. Die erste Partei, die den Einsatz stumpfer Gewalt gegen Körper-Egoist*innen propagiert, bekommt meine Stimme.
#2 Keine Preise an eure Läden schreiben. Ich kann mir schon denken, warum das macht. Es wirkt weder mysteriös, sondern löst in mir nur aus, dass ich gar keinen Bock habe, das Risiko einzugehen, zu fragen, was dieses Brötchen kostet und irgendein Typ, der aussieht, als wäre er gerade mit einer Zeitmaschine aus den 50ern angekommen, sagt "7,50 Euro", weswegen ich dann irgendeinen Alibi-Grund erfinden muss, weshalb ich sofort den Laden verlassen muss. Noch wirkt es irgendwie slick, weil es in mir augenblicklich sämtliches Vertrauen in eure Preisstabilität zerstört, den entweder ändert ihr wöchentlich eure Preise oder, schlimmer noch, erfindet für jeden Kunden eigene Preise. Schreibt einfach eure Preise ran, dann sparen wir uns dieses sinnlose Hipster-Getänzel.
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Auf Tour
Fr, 03.11.2023 - Dessau (Tickets) Mo, 13.11.2023 - München (Tickets) Do, 30.11.2023 - Essen (Tickets) Fr, 01.12.2023 - Münster (Tickets) Sa, 02.12.2023 - Nordhorn (Tickets)
Alle Termine und Tickets hier.
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Niemand hat mich nach meiner Meinung gefragt, aber ich sage sie trotzdem
#1 Die Verräter Es fällt mir wirklich schwer, hier eine RTL-Sendung zu loben (okay, ich gucke auch das Sommerhaus der Stars, also who am I to judge), aber Die Verräter ist toll. 16 mehr oder minder "Promis" sind zwei Wochen in einem Schloss in Frankreich und spielen ein Krimispiel, bei dem drei Leute Mörder sind und die übrigen die Loyalen. Jede Nacht bringen die Verräter einen Loyalen um, woraufhin die Loyalen dann eine Person opfern dürfen, die sich kurz vorm Tod zu erkennen geben muss. Quasi wie Werwolf eben, Mörder von Palermo oder wie man es bei euch regional auch immer nennt. Und was soll ich sagen? Es trägt sich. Okay, es ist natürlich wieder alles viel zu lang gezogen und im linearen Fernsehen durch andauernde Werbung künstlich bis ins komplett Nervige gestreckt, aber ansonsten macht es echt Spaß, dabei zuzusehen, wie die Verräter sich teilweise fast selbst enttarnen oder wie sie gerade nochmal davon kommen, weil die Loyalen plötzlich eine ganz andere Person verdächtigen. Und das Staffelfinale war suuuper. Und dass die "Promis" jetzt eher so zweite und dritte Riege sind und ich sie teilweise gar nicht kannte, fand ich im Gegenteil fast schon gut, weil es so wenig Selbstdarstellerei gab (looking at you, Sommerhaus) und meist wirklich nur ums Spiel ging. Okay, diese gestelzten Ansprachen von Sonya Zietlow hätte ich nicht gebraucht, aber Glückwunsch an die/den zuständigen Autor*innen: So langsam, wie Sonya gesprochen hat, hattet ihr wenigstens kaum was zu schreiben. Ich bin mir zwar sehr sicher, dass RTL die zweite Staffel verkacken wird, weil sie auf "größere" Promis setzen und das Konzept ins Dämliche "tweaken" werden, aber die erste Runde kann man wirklich gut gucken, wenn man mal kurz den Kopf ausmachen will. Und selbstverständlich bin ich Team Verräter!
#2 Mariana Leky: Die Herrenausstatterin Wahrscheinlich kennen viele den Megabestseller Was man von hier aus sehen kann, haben das Buch gelesen oder den sogar ganz okayen Film gesehen. Ich habe damals das Hörbuch gehört und fand es anfangs schwer, nicht ständig beim Hören abzudriften, aber irgendwann dann tatsächlich ganz hübsch, einfach weil es so schön quirky war und am Ende sogar (im Rahmen der quirkyness) logisch zusammengeführt wurde. Okay, mir hat zwischendurch ein Freund gesagt, er habe nie davon loskommen können, zu hören, wie offensichtlich hier versucht wurde, auf diese Amélie-Art zu erzählen, nur um damit ein Buch zu schaffen, das man halt schlecht doof finden kann, weil es doch so niedlich ist. Aber es hat im Endeffekt mein Wohlwollen zum Buch nicht geschmälert und ich mag's nach wie vor irgendwie. Weswegen ich dann auch angefangen habe, Die Herrenausstatterin zu hören. Und leider ziemlich enttäuscht irgendwo in der Mitte abgebrochen habe. Es kommt partout nicht an den Besteller ran. Weswegen wahrscheinlich auch der Beststeller der Bestseller ist und nicht umgedreht. Oder weil es halt sieben Jahre früher erschienen ist und so ein Stil vielleicht auch seine Zeit braucht, um sich zu schärfen. Ich fand den Anfang sogar noch gut, aber dann passierte einfach nichts mehr. Also bis auf sehr metaphernreiche Nabelschau der Protagonistin (sagt der Typ mit dem Newsletter, haha). Und als dann eventuell mal wieder etwas passieren konnte, hatte ich schon keine Lust mehr. Schade.
#3 The Hours (2002) Ist manchmal so, oder? Man findet ewig keinen Zugang zu einem Buch oder einem Film und dann irgendwann, wenn man sich doch mal zwingt, findet man ihn oder es plötzlich total super und fragt sich, wieso man eigentlich so lange gezögert hat. So zumindest ging es mir bei The Hours. Darin geht's um drei Geschichten, die alle irgendwie mit Mrs Dalloway von Virginia Wolf und dem Grundthema Tod verbunden sind und auf drei verschiedenen Zeitebenen spielen. Einmal Virginia Wolf selbst, die mit ihrer Depression und dem Leben außerhalb von London strugglet, dann um eine Frau, die den perfekten 50er-Suburb-Traum lebt und den Geburtstag ihres Ehemanns vorbereitet, aber insgeheim total unzufrieden ist und schließlich um eine Frau in der Gegenwart, die den Geburtstag eines AIDSkranken Freundes vorbereitet. Toll gemacht, sehr tragisch, aber auch sehr schön. Ich wusste gar nicht, dass das Buch, auf dem der Film basiert, dein Pulitzer-Preis bekommen hat. Aber völlig zurecht!
#4 Lady Bird (2017) Ich mag es ja, wenn Leute es schaffen, aus Geschichten, in denen es eigentlich um gar nicht "viel" geht, etwas zu machen, das einen trotzdem berührt. Bei Lady Bird geht's eigentlich "nur" um ein 17-jähriges Mädchen, das dringend aus seiner Heimatstadt raus will und am liebsten "Lady Bird" genannt werden will, auf eine katholische Schule geht und sich gegen den Willen ihrer Mutter an lauter Unis an der Ostküste bewirbt. Aber trotzdem macht das ganze Drumherum, die Verrücktheit der Eltern, der Freunde, der Schule und all diese typische Teenager-Tragik, das Ganze doch zu so viel mehr. Leider werden solche Geschichten maximal von kleinen Studios produziert, in Deutschland praktisch gar nicht, denn die Verantwortlichen suchen mittlerweile nur noch nach dem schnellen, sofort für möglichst viele verständlichen Reiz. Gut, dass es wenigstens in den USA A24 gibt.
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Spendierhosen an?
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